Mittwoch, 23. November 2011

Jetzt bin ich nicht mehr ganz allein....

Sehr geehrter Herr Frick,


es ist wunderbar, dass Sie noch nicht resigniert haben, sondern in Ihrem Engagement weitermachen.

Der GEA-Artikel vom 12. November 2011 und der Artikel im Amtsblatt vom 19. November 2011 lassen ja nichts Gutes ahnen. Und momentan gilt ohnehin die Aufmerksamkeit der Bürger vielen anderen Fragen.

Gut ist ohne Zweifel, dass bei der Informationsveranstaltung nochmals die Varianten auf den Tisch gekommen sind. Aber die Vorentscheidungen, die in den Publikationen zum Ausdruck kommen, sind doch recht deutlich: für die Variante 1b, die Deckeltrasse.

Für diese Variante wird die Bilanz gezogen: Die Baukosten sind mit 124 Millionen Euro (+ 18 Millionen Euro) vergleichsweise gering, da es nur um rund 5,7 Straßenkilometer geht und der zusätzliche Flächenbedarf eher gering ist. Anerkannt aber sind als Nachteile: Lärm und Abgase bleiben im Tal, extreme Belastung an den innerörtlichen Tunnelportalen, Gefährdung (um nicht zu sagen Vernichtung) von Trinkwasserquellen.

Man muss schon mit Kieselsteinen gepudert sein, um dies gut zu finden - selbst unter Abwägung der Vorteile. Wie ist einso leichtfertiger Rückfall in ein überwunden geglaubtes Denken möglich? - Diese Variante aber soll nun doch wohl unter dem Stichwort der Wirtschaftlichkeit nach Möglichkeit realisiert werden.

Wer wird sich dagegen wehren, dass die Steuermittel wirtschaftlich ausgegeben werden? Aber es macht schon etwas stutzig: Auf die reine Wirtschaftlichkeit setzt doch nur noch unbelehrbarer hinterwäldlerischer Glaube. Wohin sie führt, lassen zunehmende Verarmung von Bevölkerungsschichten und Landstrichen in Deutschland erkennen. Und der globale Blick, beispielsweise zur Verelendung nach Afrika, kann nicht hoffnungsfroher stimmen. Und was heißt hier im Falle des Albaufstiegs wirtschaftlich? Ganz schlicht, simpler geht es nun wirklich nicht mehr: geringe finanzielle Kosten.

Von Wirtschaftlichkeit kann aber nur gesprochen werden, wenn man die gesamten Belastungen im Vergleich zu den Nutzen anschaut. Da wächst der Zweifel an dieser Variante schon ganz erheblich. Denn die Lärm- und Abgasbelastung wird innerörtlich nicht vermieden, sondern konzentriert. Dort, wo die Trasse innerorts offen geführt wird, also am Anfang von Unterhausen und am Rande von Honau verbessert sich gar nichts. Bei den Tunnelportalen verstärkt sich die Belastung hingegen ganz erheblich – wie am neuen Tunnel unseres Nachbarorts Pfullingen mit Leichtigkeit zu erkennen ist. Zudem ist der Bau natürlich eine Unternehmung, die ihre Zeit dauert; der Verkehr wird sich also mehrere Jahre durch weitere Wohngebiete winden – mit den bekannten (entnervenden) Begleiterscheinungen.

Eine solche Entscheidung hieße gar, dauerhaft nur einem Teil der Einwohnerschaft Verbesserungen zu bieten, für den anderen Teil, die Belastung zu verstärken. Wollte man wirklich Entlastung, müsste man zugunsten der Lebensqualität wahrscheinlich eine richtige Ortsumfahrung wählen und dafür etwas tiefer in die Tasche greifen. Das will man aber nicht. Jedoch: Wenn nichts oder zu wenig Geld in der Tasche ist, verbietet sich leider jegliches Projektieren und Bauen. Es sei denn man wolle halbe Sachen, Murks ... und Verschwendung von Steuermitteln.

Im Übrigen geht es bei der favorisierten Variante eigentlich gar nicht um einen neuen Albaufstieg, sondern um einen neuen Zubringer zum Albaufstieg; der vorhandene Albaufstieg wird verlängert – bis in den Ort hinein, wo der unterirdische Lindwurm wieder nach oben kommt.

Außerdem und generell: Die Wirtschaftlichkeit kann gar nichts entscheiden - schon gar nicht die betriebswirtschaftliche, nicht einmal die volkswirtschaftliche Wirtschaftlichkeit. Nur die Vernunft kann vernünftig entscheiden, jedenfalls solange sie gefragt ist ...

Das Thema wird ein Aufreger bleiben ... über Jahre. Dennoch - leider kann man da ziemlich sicher sein - wird diese ungeliebte Variante sehr wahrscheinlich eines Tages realisiert. Und die Medien wie die Politik werden wieder fragen, warum die Politikbegeisterung nicht wächst. Ja, warum wohl?

Ihnen weiterhin alles Gute!
Ihr
Henner Grube