Samstag, 24. September 2011

Etwas Geschichte zum Vorläufer der Stadtbahn Teil 4

ERÖFFNUNG Reutlingen -Honau


Als Termin für die Eröffnungsfeier hatte man zunächst den 31.Mai 1892 vorgesehen, der jedoch um einen Tag verschoben werden mußte. Alle Festgäste aus dem Raum Stuttgart trafen mit dem planmäßigen Zug pünktlich um 9.21 Uhr in Reutlingen ein, wo sie von den bürgerlichen Kollegien, Vertretern staatlicher und städtischer Behörden, der Geistlichkeit, des Eisenbahn-Komitees sowie der Ortsvorsteher vom Unteramt empfangen wurden. Die Begrüßung nahmen Regierungspräsident von Luz, der Vorstand der Amtsversammlung, Oberamtmann Regierungsrat Kauffmann und im Namen der Stadt Oberbürgermeister Benz vor. Im mit Girlanden und Fähnchen geschmückten Eröffnungszug ging die Fahrt nach Honau. Auf dem Führerstand versahen Oberinspektor Knapp und Obermaschinenführer Fischer den Dienst. Unter den Klängen der Reutlinger Stadtkapelle im ersten Wagen setzte sich der mit rund 300 Personen voll besetzte Zug in Bewegung.

Die Strecke war von vielen Schaulustigen gesäumt. Bald erreichte der Eröffnungszug Eningen (heute Südbahnhof). Unter Begleitung mehrere Vertreter der bürgerlichen Kollegien richtete Pfarrer Gußmann einige Worte an den Ministerpräsidenten. Nach kurzer Fahrt hielt der Zug in Pfullingen, wo bereits eine große Menschenmenge die Gäste erwartete. Schultheiß Schwille lobte in seiner Ansprache insbesondere das Tempo während des Bahnbaues und brachte ein Hoch auf den König aus. Für den musikalischen Rahmen sorgten die Schuljugend und der Liederkranz. Abschließend sprach Fräulein Kurtz, eine Nichte des um die Echazbahn verdienten Fabrikanten Krauß ein Gedicht. Unter dem Gesang der Königshymne und andauernden Hochrufen setzte der Zug seine Fahrt ins obere Echaztal fort. In Unterhausen hatten die Bewohner der an die Bahnlinie angrenzenden Häuser ihre Fenster mit Fähnchen und Laubgebinden geschmückt. Schultheiß Bader sprach im Namen der beiden Gemeinden Ober- und Unterhausen den Willkommensgruß. Der Sängerbund brachte ein Lied dar und ein Hoch auf den König beendete auch hier die Feierstunde.

Am vorläufigen Endbahnhof Honau hatten sich wieder zahlreiche Menschen versammelt, voran die bürgerlichen Kollegien, Militärvereine, Feuerwehr und Ortsvorsteher von Groß- und Kleinengstingen, Genkingen und Holzelfingen. Als erster Redner hieß Fabrikdirektor Kusel von Unterhausen den Minister willkommen. Kurz vor halb zwölf mittags kehrten die mittlerweile rund

400 Teilnehmer im „Gasthof Lichtenstein“ zu einem Imbiß
ein. Dort hielten auch Landtagsabgeordneter Wendler und der Ministerpräsident ihre Festreden.

Mit dem König-Karl-Marsch und Böllerschüssen, denen vom Försterhaus auf dem Lichtenstein Kanonen antworteten, trat man gegen ein Uhr die Rückfahrt an.

Nach der Ankunft in Reutlingen fand im Saal des Gasthofes „Kronprinzen“ das vom Fabrikanten Finkh arrangierte Festessen für etwa 150 Gästen statt.

Dabei kamen folgende Persönlichkeiten zu Wort: Regierungspräsident Luz, Ministerpräsident Freiherr von Mittnacht, Oberbürgermeister Benz aus Reutlingen, Professor Beißwanger als Vorstand des Gewerbevereins, die Abgeordneten Wendler und Rath, Direktor von Leibrand, Baurat Fuchs sowie Direktor Kusel aus Unterhausen. Zum Kreis der Festredner gehörten ferner Redakteur Rupp, Fabrikant Laiblin, Schriftsteller Stieb, Fabrikant Krauß und Oberförster Bofinger.

Im planmäßigen Zug fuhren alle Teilnehmer aus Stuttgart um 6.26 Uhr abends wieder zurück. Die zahlreich versammelten Reutlinger verabschiedeten die Gäste mit lautstarken Hochrufen.

Aus vollem Herzen gesprochen.....



Nach Rücksprache mit Herrn Huber darf ich den Leserbrief (GEA 24.9.2011) veröffentlichen

„Nur warme Luft bewegt“

Durch die notwendigen Bauarbeiten an der Holzelfinger Steige muss der ganze Verkehr auf die Alb hinauf und herunter durch Honau fahren. Dies wird nun den Bewohner recht deutlich vor Augen geführt. Den fast gleichen Artikel gab es vor einem Jahr, als die Honauer Steige wegen Baumfällarbeiten gesperrt werden musste. Nun ist es auch den jeweiligen Teilorten von Lichtenstein aufgefallen, wie viel Verkehr täglich durch Unterhausen rollt und dies bereits seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Die ganze Situation wurde in den letzten Jahren verstärkt durch die Umfahrung von Pfullingen und nicht zuletzt durch die Lkw-Maut, hier sind verstärkt Lkw mit auswärtigen deutschen und ausländischen Autokennzeichen zu sehen (Mautflüchtlinge). Seitens der verantwortlichen Politik, sowohl auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, wird nur die warme Luft bewegt, die die Abgase ins Tal bringen, und immer nur ein Versprechen gegeben, das eh nie gehalten werden kann. Es wird auch immer gern die Differenz zwischen RP Tübingen und kommunaler Ebene über die Trassenführung vorgeschoben. Soll es nach dem RP gehen, wäre der Verkehr weiterhin im Ort, da weite Teile der »Umfahrung« oberirdisch sind und dadurch der Verkehr weiterhin im Ort bleibt. Ganz zu schweigen über die Belüftung der Tunnelstrecke, die auch im Ort erfolgen musste. Hier wird ständig das Argument der Kosten angeführt, da diese Strecke billiger sei als eine richtige Ortsumfahrung. Nur weiß anscheinend das RP nicht, dass im Tal der geologische Untergrund nicht aus Fels besteht, sondern vielfach aus Tuffstein, und dieser weitreichende Sicherungsmaßnahmen bedarf, die heute noch keiner vorhersagen kann, ganz zu schweigen vom Grundwasser und den vielen Quellen im Tal. Und, wenn wir schon bei den Kosten sind, für Stuttgart 21 werden jetzt schon Mehrkosten mit eingerechnet, die uns gleich mehrere Albaufstiege finanzieren würden. Die schon oft gestellte Frage verkneif ich mir an dieser Stelle, da sie eh im Tal verhallt, und nehme weiterhin den Verkehr hin.

Klaus Huber, Lichtenstein