Mittwoch, 15. August 2012

Variante 8

Anbei sende ich Ihnen die ausgearbeitete Vorstellung der Variante 8 zum Albaufstieg, die auch dem Bürgermeister Nußbaum und dem RP-Tübingen zur Kenntnis vorgelegt wurden. Es sollen möglichst viele Bürger von diesem Plan erfahren, deswegen meine Bitte an Sie, diese Ausarbeitung in den Blog zu stellen. Leider kann ich im September bei der Präsentation nicht dabei sein. 
Gruß
Horst Meinders

Diesem Wunsche wird entsprochen - Ausarbeitung von Herrn Meinders:

Verlegung der B312 vom Echaztal in das Holzelfinger Tal. (Variante 8)

Inhalt:
Ziel dieser Variante
  1. Beschreibung der Variante 8
  2. Auswirkung auf den Restverkehr durch das Echaztal und durch Holzelfingen
  3. Vergleich der Bürgerbetroffenheit von jetziger Trasse (Nullvariante), Deckeltrasse 1b, Variante 7c und Variante 8
  4. Umweltverträglichkeit
  5. Vereinbarkeit mit dem Nahverkehrsschienennetz
  6. Verkehrswirksamkeit
  7. Kostenschätzung
Ein Großteil der Informationen (die Kostenschätzungen, die Effizienzzahlen und die dem zugrunde liegenden Straßenverkehrszählungen) wurden mir vom Regierungspräsidium in Tübingen zur Verfügung gestellt. Hierfür bedanke ich mich herzlich bei Herrn Kunze.

Ziel dieser Variante
Diese Variante soll den Durchgangsverkehr sowohl durch die Orte Unterhausen und Honau als auch durch Holzelfingen aufnehmen. Somit bleibt in diesen Orten nur noch der Ziel- und Quellverkehr. In Holzelfingen wird voraussichtlich auch der Ziel- und Quellverkehr durch die Variante 8 ganz übernommen. Somit können sowohl die Holzelfinger Steige als auch die Honauer Steige als Regionalstraßen zurück gestuft und zurück gebaut, und von der Gemeinde Lichtenstein verwaltet werden. Hierdurch entfallen für das Land bzw. für den Bund hohe Reparaturkosten.
Beschreibung der Variante 8
Die durchgehend zweistreifige Variante 8 umfährt wie die Variante 7c das Echaztal im Osten. Sie schließt an die Umfahrung Pfullingens am Ausgang des Ursulabergtunnels in einer Höhe von 480 Metern an. Dann gewinnt sie an der Staufenburg die Höhenlinie 500 Meter, quert das Zellertal, mündet als Hochtrasse in das Holzelfinger Tal und verläuft zunächst unterhalb, dann in gleicher Höhe mit der Holzelfinger Steigstraße. Sie verläuft als Hochtrasse in der Mitte des Holzelfinger Tales, bis sie am Raubol in den Tunnel unter Holzelfingen abtaucht. Das Regenüberlaufbecken an dieser Stelle schützt das Zellertal gegen Überschwemmungen. Dieses Becken muß entweder seitlich verlagert werden, oder die Variante 8 muß seitlich daneben in den Berg münden. Der Tunnel mit 1,5 km Länge kommt am Kornberg hinter Holzelfingen wieder ans Licht. Die Trasse biegt auf die K6733 ein, die dann auf die L387 und zum Kreisel am Traifelberg führt. Die Trasse hat insgesamt eine Länge von 7900 Metern und ist damit so lang wie Variante 5b. Die maximale Steigung beträgt 5,6 %. Sie ist somit deutlich geringer als die Variante 1b mit 7,8 %. Die Hochtrasse hat eine Länge von 3400 Metern. Die Länge der Straße vom Kornberg bis zum Traifelberg beträgt 3000 Meter. In diesem Abschnitt muß die Straße als zweistreifige Bundesstraße ausgebaut werden. Die Variante 8 bekommt vor dem Ortseingang Unterhausen eine Abzweigung für die Bewohner von Unterhausen und Honau. Ferner wird eine zweite Abzweigung hinter dem Kornberg für die Bewohner von Holzelfingen gebraucht.
Auswirkung auf den Restverkehr durch das Echaztal und durch Holzelfingen
Der Fernverkehr durch die Honauer Steige wird größtenteils von der Variante 8 übernommen. Nur die Fahrzeuge, die in Honau bzw. in Unterhausen in Richtung Alb starten oder ankommen, werden weiterhin die Honauer Steige benutzen. Dieser Anteil ist bei keiner Verkehrszählung erfaßt. Er wird mit 10% des Verkehrs auf der Honauer Steige abgeschätzt. Im Gegensatz zu allen anderen Varianten wird auch der ganze Ziel- und Quellverkehr von und nach Holzelfingen von der Variante 8 übernommen. Ein Nebeneffekt der Variante 8 ist die Verkehrsberuhigung in Unterhausen an der Abzweigung Wilhelmstraße/Holzelfinger Straße. Diese Steige wird nur noch für die Sportstätten der Gemeinde Lichtenstein gebraucht. Deswegen fährt der Durchgangsverkehr nach Holzelfingen und Ohnastetten über die Variante 8 und der Unfallschwerpunkt an dieser Abzweigung wird behoben. Insgesamt führt die Variante 8 zu einer ganz erheblichen Beruhigung des Verkehrs in den Teilorten Unterhausen, Honau und Holzelfingen.
Vergleich der Bürgerbetroffenheit von jetziger Trasse (Nullvariante), Deckeltrasse 1b, Variante 7c und Variante 8
Um ein qualitatives Maß für die vom Lärm und Feinstaub betroffenen Bürger zu bekommen, wurden längs der vier Varianten: Nullvariante, Variante 1b, Variante 7c und Variante 8 mit Google Map die Zahl der Häuser neben den Trassen gezählt, und zwar nur die Häuser unmittelbar neben der Trasse. Somit ergibt sich ein relatives Bild von der Bürgerbetroffenheit. Es ist kein absolutes Bild, weil auch die Bewohner in der zweiten und dritten Reihe hinter den Trassen vom Lärm und Feinstaub betroffen sind. Aber so kann man vergleichen, welche Trasse am günstigsten ist. Ergebnis:
Nullvariante Variante 1b Variante 7c Variante 8
297 Häuser 171 Häuser 4 Häuser 16 Häuser
Die Variante 8 weist mit 16 Häusern im Gegensatz zur Variante 1b eine geringe Zahl von betroffenen Bürgern auf. Aber diese Variante wird von den Bewohnern des Zellertales sehr lautstark bekämpft, weil es sich hier um eine bevorzugte Wohnlage handelt und weil die Gemeinde Lichtenstein dieses Tal als Erweiterungs- und Neubaugebiet reservieren möchte. Hier ist eine Güterabwägung notwendig: Will man eine Verkehrsberuhigung für die Bewohner des Echaztales erreichen, oder ist die bevorzugte Wohnlage für eine Minderheit der Bürger Lichtensteins wichtiger. Immerhin können die Bewohner des Zellertales mit Lärmschutzwänden gegen die Belästigung durch die Hochtrasse geschützt werden.

Umweltverträglichkeit
Hier zählt einmal die Tatsache, daß die Variante 8 und die Variante 7c im unteren Teil durch ein Naturschutzgebiet Pfullingens verlaufen. Deswegen hat der Gemeinderat von Pfullingen die Variante 7c abgelehnt, während der Gemeinderat von Lichtenstein diese Trasse als Alternative zur Variante 1b vorgeschlagen hatte. Hierzu ist zu bemerken, daß mit dem Ursulaberg-Tunnel Pfullingen sehr gut bedient wurde und es Chancen für eine gute Stadtentwicklung gibt. Deswegen sollten jetzt keine Maximalforderungen zum Naturschutz erhoben werden, die alle weiteren Planungen blockieren. Das wäre kein faires Verhalten gegenüber der Gemeinde Lichtenstein.
Ein weiterer Punkt ist die Quellwasserproblematik. Die Variante 8 läßt im Gegensatz zur Deckeltrasse die Trinkwasserquellen im Echaztal vollkommen unberührt. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wenn auf der Variante 1b ein Tanklastzug verunglückt, kann das Quellwasser verschmutzt und die Quelle sogar auf Dauer unbrauchbar werden. Mit Unfällen ist auf allen Trassenvarianten zu rechnen. Sie sind aber dann besonders schlimm, wenn hierdurch Quellwasser verschmutzt wird. Es hat keinen Zweck, die Augen zu verschließen und zu hoffen, daß auf der Variante 1b nichts geschehen wird.
Es gibt Beispiele für solche auf Dauer geschädigten Quellen. Wangerooge: Weil die Trinkwasserbrunnen auf der Insel bei der Sturmflut vom 16. auf den 17. Februar 1962 vollständig zerstört und vom Meerwasser überflutet worden sind, mußte eine Wasserleitung von der Insel Wangerooge zum Festland gebaut werden. Sie kostete 1962 1,3 Mio. Mark. Das Quellwasser auf Wangerooge war nach der Sturmflut 1962 für den menschlichen Genuß vollkommen und bleibend unbrauchbar geworden.
Vereinbarkeit mit dem Nahverkehrsschienennetz
Im Gegensatz zur Variante 1b tangiert Variante 8 nicht die Schienentrasse, die eine Schienenverbindung von Reutlingen auf die schwäbische Alb herstellen soll. Für Variante 1b ist dafür ein Entflechtungstunnel notwendig, der die beiden Stränge Autoverkehr und Zugverkehr voneinander trennt. Dieser Tunnel entfällt bei allen anderen Varianten. Die Kosten hierfür (1900 Meter Tunnellänge ≡ 19 Mio €) müßten eigentlich als Bonus von den Baukosten der anderen Varianten abgezogen werden.
Verkehrswirksamkeit
Der Anteil der Fahrzeuge, die über die Variante 8 fahren werden, läßt sich mit Hilfe der Verkehrszählung von 2010 abschätzen:
Zahl der Fahrzeuge zwischen Pfullingen und Unterhausen: 23612
Zahl der Fahrzeuge auf der Honauer Steige: 9490
Zahl der Fahrzeuge auf der Holzelfinger Steige: 7981
Fahrzeuge aus Unterhausen/Honau Richtung Alb (10% geschätzt) 949
Geschätzte Effizienz: (9490-949 +7981) / 23612 = 70 %
Zur genauen Bestimmung der Effzienz muß bei der nächsten Verkehrszählung die Zahl der Fahrzeuge ermittelt werden, die von Unterhausen/Honau in Richtung Alb und zurück wollen, weil diese Fahrzeuge auch in Zukunft die Honauer Steige benutzen werden.

Ergänzung von Günther Frick: Hier müssen neue Zahlen her!

Kostenschätzung
Die Kosten für die Variante 8 wurden vom R.P. Tübingen zunächst mit 151 Mio € angegeben. Anschließend wurden diese Kosten wegen der Anschlüsse in Unterhausen und Holzelfingen auf 161,49 Mio € hochgerechnet. Diese Kosten liegen um 37 Mio € höher als bei Variante 1. Im Gegensatz zu den anderen Varianten sind die Kosten für die Variante 8 sind deutlich geringer.
1b: 124,4 Mio €, 5a: 302 Mio €, 5b: 277 Mio €,
7c: 235,5 Mio €, Albverein: 182 Mio €, 8: 161,49 Mio €.

28.07.2012 Dipl. Phys. Horst Meinders Kammweg 54, 72762 Reutlingen


Ergänzung von Günther Frick:

Trasse 3 kostet lt. RP 108,6 Mio €, die „Lippentalvariante“ liegt etwa im selben Bereich; somit die kostengünstigste Variante.

1 Kommentar:

  1. Hallo Herr Meinders,

    danke für die immerhin verbal präzisierte Darstellung ihrer zeichnerisch doch etwas anderen Variante. Zum technischen Bereich werde ich versuchen das demnächst grafisch so darzustellen daß sich jeder ein Bild davon machen kann.
    Wichtig ist mir aber daß Sie sich als Nichtbetroffener bitte über eine etwas danebengegangene Formulierung noch ein paar Gedanken machen und sie vielleicht richtigstellen?
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    Zitat:
    "Aber diese Variante wird von den Bewohnern des Zellertales sehr lautstark bekämpft, weil es sich hier um eine bevorzugte Wohnlage handelt und weil die Gemeinde Lichtenstein dieses Tal als Erweiterungs- und Neubaugebiet reservieren möchte. Hier ist eine Güterabwägung notwendig: Will man eine Verkehrsberuhigung für die Bewohner des Echaztales erreichen, oder ist die bevorzugte Wohnlage für eine Minderheit der Bürger Lichtensteins wichtiger."
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    Echaztalbewohner sind wir alle und wenn dann schon Geld in die Hand genommen wird, sollte die Lärmbelästigung nich von der einen Minderheit (den derzeitigen B312-Anwohnern) auf die andere übertragen werden, zumal dies mit der Umgehung über die Stuhlsteige erreichbar wäre, dazu noch in der kostengünstigsten Weise.

    Michael Staiger

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